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Atom-Faktencheck: So läuft die Abschaltung von Isar 2
Am 15. April 2023 werden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland runtergefahren. Nachdem die Politik wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der daraus folgenden Energiekrise noch einmal einen Aufschub gewährt hatte, werden dann auch die Atomkraftwerke Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2 vom Netz genommen.
Das Atomkraftwerk Isar 2 liegt nordöstlich von München und versorgt jeden Tag - seit 35 Jahren - Millionen Haushalte mit Strom rund um die Uhr. Gong 96.3-Reporter Christian Strobel beantwortet hier eure Fragen zur Abschaltung von Isar 2.
Jonas aus Laim fragt: „Wie lange wird denn noch was von Isar 2 zu sehen sein?“
Gong 96.3 Reporter Christian Strobel:
Wenn es schnell geht, dauert der Rückbau eines Atomkraftwerkes zehn Jahre, bei Isar 2 plant man länger: hier soll es 17 Jahre dauern. Es ist immer ein Spagat zwischen Vorsicht und Gewaltakt. Die ersten fünf Jahre passiert am wenigsten, da müssen die radioaktiven Brennelemente abklingen, werden in Castoren verpackt und in ein Zwischenlager gebracht.
Anschließend wird der Kühlturm gesprengt und dann wird’s mühsig: 12 Jahre wird alles fein säuberlich zerlegt – vom Bürostuhl bis zum Reaktorbehälter. Jedes Teil und jeder Stein wird in kleine Kisten verpackt und muss durch einen Geigerzähler – der sieht aus wie ein Gepäckscanner am Flughafen. Je nach Strahlendosis geht es dann ins Endlager oder auf die Sperrmüll- und Bauschuttdeponie.
Sandra aus Giesing fragt:"Gibt’s denn noch einen Weg zurück?"
Gong 96.3 Reporter Christian Strobel:
Es gibt tatsächlich einen Weg zurück. Das Zeitfenster schließt sich, aber die Regierung hat maximal acht Monate Zeit ab Samstag (13.04.2023), um sich nochmal umzuentscheiden. Isar 2 könnte also dann doch wieder ans Netz gehen. Eine grüne Wiese wird es nach dem Rückbau nicht geben. Auf dem Gelände sollen künftig andere Energietechnologien angesiedelt werden.
Johanna aus Feldmoching fragt: „Wird jetzt einfach ein roter Knopf gedrückt und dann geht das Atomkraftwerk aus?"
Gong 96.3 Reporter Christian Strobel:
Grundsätzlich ist das so mit dem roten Knopf, aber eine sogenannte Schnellabschaltung wird nur im Notfall gemacht. Dann fahren binnen Sekunden sogenannte Steuerstäbe in den Reaktorkern, um die atomare Kettenreaktion zu stoppen. Die Abschaltung von Isar 2 ist allerdings geplant. Deshalb wird die Leistung bereits ab heute (13.04.2023) kontrolliert und langsam heruntergefahren.
Endgültig Schluss ist dann diesen Samstag (15.04.2023) um exakt 23:30 Uhr. Tatsächlich wird genau zu dieser Zeit der rote Knopf im Kontrollraum gedrückt. So wird dann kein Strom mehr von Isar 2 ins Netz eingespeist.
Dann ist auch Schluss mit dem weißen Rauch, den man auch immer von weitem von der Autobahn aus sieht. Allerdings muss der Druck im Reaktor noch abgebaut werden und das dauert circa sieben Stunden. Der 280 Grad heiße Wasserdampf sinkt auf unter 100 Grad und wird wieder zu Wasser wird. Spätestens am Montag tritt auch kein weißer Dampf mehr aus dem großen weißen Kühlturm.
Suche für radioaktives Endlager in Deutschland
Weiterhin wird nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle gesucht. 2017 wurde ein neues Verfahren dafür gestartet, um die Öffentlichkeit miteinzubeziehen. Für schwach- und mittelradioaktive Abfälle scheint ein Endlager gefunden zu sein: Das ehemalige Eisenerzbergwerk in Salzgitter, Schacht Konrad, ist laut Bundesamt für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE) zufolge das erste nach Atomrecht genehmigte Endlager für diesen Zweck. Es soll 2027 in Betrieb gehen.
13.04.2023