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Arbeiten im Grünen

 

Noch ist draußen alles herbstlich bunt. Von Dauer ist das farbenfrohe Spiel des Laubs allerdings nicht Wenn der Herbst die Bäume erst einmal restlos „entblättert“ hat, kann der Blick aus dem Fenster schon deprimierend sein, genauso wie das mitunter lange Warten auf das neuerliche Sprießen des Grüns. Diese Wirkung verstärkt sich möglicherweise sogar noch, wenn jenseits des Fensters nicht die gemütlichen eigenen vier Wände, sondern der Arbeitsplatz warten.

Eine Horrorvorstellung: Draußen karge, blattlose Bäume vor verregnetem Herbstgrau, drinnen die zweifelhafte Freude von Neonlicht und weißen Wänden. Dazu der Effizienzdruck eines Bürojobs und selbst beim motiviertesten Mitarbeiter landet die Stimmung früher oder später im Keller.

 

Die grüne Rettung für den Büro-Alltag

Arbeit ist Arbeit und Freizeit ist Freizeit. Das ist ein allgemein bekanntes Credo, auch für die Gestaltung des Arbeitsplatzes. Denn der soll schließlich nicht für Ablenkung sorgen, sondern die Konzentration auf die täglichen Aufgaben lenken. Diese Ansicht ist mittlerweile überholt, eine gewisse Wohlfühlatmosphäre im Job sollte schon vorhanden sein. Nicht im Sinne eines Wellness-Hotels. Aber doch immerhin so weit, dass der Gedanke an den Arbeitsplatz keine Bauchschmerzen verursacht.

(Arbeiten im Grünen ist nicht allein auf den Sommer beschränkt.)

 

 

Dabei können aber nicht nur das richtige Mobiliar, ein paar Schnappschüsse von den Liebsten und die Lieblingskaffeetasse helfen. Britische Forscher von der Cardiff University‘s School of Psychology haben darüber hinaus nachgewiesen, welche positiven Effekte Pflanzen im Büro auf die dort arbeitenden Kollegen haben.

 

Besseres Klima, besseres Wohlbefinden

Die Hauptprobleme in vielen Büroräumen, von der vielleicht zweifelhaften Ausstattung einmal abgesehen, sind die zu niedrige Luftfeuchtigkeit und zu wenig Sauerstoff. Gerade in den Monaten, in denen die Heizungen verstärkt zum Einsatz kommen und die Luft immer trockener wird, verschlechtert sich dieser Zustand sogar noch – und das umso mehr, da die Außentemperaturen das ausreichende Lüften zumindest zu einer diskussionswürdigen Angelegenheit machen.

Als Folge klagen die Kollegen mit der Zeit über Konzentrationsmangel und Kopfschmerzen, weil der Körper den nötigen Sauerstoff nicht in hinreichenden Mengen bekommt. Glücklicherweise sind Pflanzen nicht nur in der Natur die Sauerstofflieferanten schlechthin, sie erbringen die gleiche Leistung auch im Büro. Die Umwandlung von Müdigkeit verursachendem Kohlendioxid in Sauerstoff kann das Raumklima am Arbeitsplatz erheblich verbessern und sogar für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit sorgen. Nicht zu vergessen, dass Pflanzen Schadstoffe aus der Luft filtern können.

 

Mehr Produktivität durch Pflanzenkraft

Tatsächlich vermögen Pflanzen noch viel mehr. In der oben genannten Studie – hier imOriginalwortlaut nachzulesen – konnten durchweg positive Wirkungen von Pflanzen auf die Büromitarbeiter festgestellt werden. Vor allem eine gesteigerte Konzentration und eine deutlich höhere Zufriedenheit mit ihrem Arbeitsplatz führten die Testpersonen als Vorzüge einer begrünten Arbeitsstelle an.

(Ein Schritt in die richtige Richtung, aber mit Luft nach oben - ein teilbegrünter Schreibtisch.)

 

Durch die Ausstattung der Büroräume mit Pflanzen konnten physisches, kognitives und emotionales Engagement der Mitarbeiter angehoben werden, was sich in einer Produktionssteigerung von bis zu 15 Prozent niederschlug. Ganz zu schweigen von derpräventiven Wirkung hinsichtlich von Burnout-Symptomen. Überschaubar hergerichtete Schreibtischlandschaften ohne jegliche Bepflanzung sind in dieser Hinsicht also sogar kontraproduktiv.

 

Mein kleiner grüner Kaktus: Welche Pflanzen bürotauglich sind

Als wichtiger Grundsatz muss allerdings gelten: Pflanzen sind nicht gleich Blumen, auf die verzichtet werden sollte. Das hat einfache Gründe. Schnittblumen haben seltenst eine Lebensdauer von mehr als einer Woche und sehen darüber hinaus im Endstadium ihres Daseins kaum tröstlicher aus als kahle Bäume. Das gilt in ähnlicher Weise für Topfpflanzen, die in den meisten Fällen nur für einen begrenzten Zeitraum in Blüte stehen, ansonsten für wenige optische Highlights sorgen.

 

Kein Grün ohne die richtige Pflege

Was andererseits wiederum nicht bedeutet, dass die Pflanzen, die sich für eine Ansiedelung in einem Büro eignen, vernachlässigt werden können. Vielmehr sind von vorneherein schon einige Faktoren zu beherzigen, damit die neuen Bürokollegen möglichst lange ihren Dienst tun können. Denn auch wenn sie für eine Verbesserung der Luftfeuchtigkeit im Raum sorgen, so sind viele Pflanzen doch selbst anfällig für ein ungünstiges Klima. Das gilt auch für die Lichtverhältnisse.

Die Umstellung auf LED-Lampen mag in Sachen Helligkeit ihre Vorzüge mit sich bringen. Allerdings erzeugen sie oft nicht die Wellenlängen, die Pflanzen für die Photosynthese brauchen. Falsches Licht ist daher genauso schädlich für die Entwicklung der Pflanzen wie zu wenig Licht.

Außerdem müssen auch Büropflanzen selbstverständlich ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Daher ist regelmäßiges Gießen absolute Pflicht und die Notwendigkeit des Düngens sollte unbedingt beachtet werden. Ab und an kann vielleicht auch ein neuer Topf in Erwägung gezogen werden, damit kein Platzmangel entsteht.

(Die Zahl bürotauglicher Pflanzen ist zwar überschaubar, aber immer noch vielfältig.)

 

Die „Neuen“ im Büro

Die Zahl der potenziellen Bewerber ist durch die räumlichen Vorgaben eines Büros eingeschränkt. Eine gewisse Robustheit ist unerlässliche Grundvoraussetzung für den Einzug an die Arbeitsstelle. Darüber hinaus haben auch die beliebtesten Büropflanzen ihre jeweiligen Eigenheiten, die im Idealfall schon vor der Auswahl berücksichtigt werden – viele der geeigneten Arten sind schließlich Exoten mit speziellen Bedürfnissen.

Exotik und Urlaub vermitteln beispielsweise Kokospalmen, für die die richtigen Raumtemperaturen von entscheidender Bedeutung sind: Im Sommer vertragen sie durchaus bis zu 30 Grad, in den Wintermonaten brauchen sie hingegen mindestens 20 Grad. Darüber hinaus macht das Verlangen nach Sonne bisweilen eine künstliche Beleuchtung notwendig. Und dann sollte auch die mögliche Höhenausdehnung von bis zu 30 Metern zumindest im Hinterkopf behalten werden.

Das ist bei Gummibäumen mit einer Maximalgröße von fünf Metern eindeutig weniger relevant. Wichtiger ist hier die richtige Versorgung mit Nährstoffen. Beim Wasser sind Gummibäume zwar durchaus genügsam, allerdings ist das Düngen im zweiwöchigen Rhythmus Pflichtprogramm. Abgesehen davon ist es ratsam, wenngleich bei einem ansprechend großen Exemplar vielleicht mühselig, den Blättern ein regelmäßiges Staubwischen angedeihen zu lassen.

Yucca-Palmen oder Palmlilien wiederum sind nur bis zu einem gewissen Alter bürotauglich, danach werden sie zu richtigen Bäumen mit Stämmen, ausgeprägten Blättern und einem entsprechenden Platzbedürfnis. Bis dahin ist sie aber vergleichsweise pflegeleicht, braucht wenig, verträgt dafür aber einiges – abgesehen von zu viel Wasser.

Wahrscheinlich die Büro- und Zimmerpflanze schlechthin ist der Ficus. Der ist zwar beliebt, aber auch empfindlich, was Veränderungen seiner Umgebung anbelangt. Dazu zählen neue Platzierungen, zu viel Zugluft und schwankende Temperaturen. Der Wasserbedarf immerhin ist überschaubar.

Wie auch bei den Kakteen, die ja immerhin den Ruf der am wenigsten pflegebedürftigen Pflanzen weg haben. Leider ist das so nicht korrekt, wenngleich in puncto Wasser nicht von der Hand zu weisen. Dennoch ist gerade Nässe ein großes Problem für die Sukkulenten, übermäßiges Gießen aus einem schlechten Gewissen heraus sollte vermieden werden. Natürlich sollte es aber auch nicht ganz vergessen werden.

(Ein Beispiel für gelungene Büro-Begrünung - Pflanzenwand in einem Büro in Hong Kong.)

 

Alles in allem gibt es also durchaus vielfältige Möglichkeiten, sich den Arbeitsplatz zu einer grünen Oase zu machen. Solange die Produktivität und Arbeitsmoral dadurch gesteigert werden kann, wird kein Chef gegen ein wenig Begrünung im Büro Einwände erheben – die positiven Effekte, die schon mit ein paar Pflanzen erreicht werden können, sind in dieser Hinsicht schlichtweg ein Vorteil für alle.

 

Abbildungen:
Abbildung 1: pixabay.com © Pascal Wiemers (CC0 Public Domain)
Abbildung 2: pixabay.com © StockSnap (CC0 Public Domain)
Abbildung 3: pixabay.com © Milada Vigerova (CC0 Public Domain)
Abbildung 4: commons.wikimedia.org © Ronald Lu & Partners (CC BY 3.0)
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