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"Münchner Parkhausmord": Benedikt Toth nach fast 17 Jahren überraschend frei
Foto: Erstes Gespräch in Freiheit: Benedikt Toth mit Gong 96.3 Reporter Thomas Killian (© Gong 96.3)
Er könnte zu einem der größten Justizskandale in Bayern werden – der Fall Benedikt Toth. Er wurde im sogenannten "Parkhausmord" an seiner Tante Charlotte Böhringer verurteilt. Am Montag (24.04.) wurde er nach fast 17 Jahren überraschend freigelassen.
Auf Basis von Indizien verurteilt
Bis heute ist der Prozess einer der umstrittensten, den es hier in München je gegeben hat. Beweise gab es keine, verurteilt wurde Toth auf Basis von Indizien. Allerdings häuften sich nach jahrelangen, investigativen Recherchen – auch von Gong 96.3 – Zweifel am Urteil.
Jetzt wurde Toth überraschend freigelassen und die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Nicht einmal die Staatsanwaltschaft hat Beschwerde eingelegt. Saß damit ein rechtskräftig verurteilter Mörder fast 17 Jahre lang unschuldig im Gefängnis?
"Für mich ist der Fall noch lange nicht erledigt"
Toth sagte heute direkt nach seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Straubing im Gong 96.3-Interview: "Ich kann jetzt noch nicht aufatmen. Für mich ist der Fall noch lange nicht erledigt. Für mich geht's jetzt erst richtig los." Damit meint Toth die juristische Aufarbeitung seines Falles.
Toths Vater sagte im Gespräch mit Gong 96.3: "Seit Benedikts Inhaftierung brennt jeden Tag ein Teelicht bei uns zu Hause. Es ist unbeschreiblich – auf den Moment heute haben wir 17 Jahre lang gewartet. Wir sind überglücklich, auch wenn uns niemand diese 17 Jahre zurückgeben kann. Darum möchten wir den Rest unserer Zeit zumindest so verbringen, dass wir glücklich sein können."
"Ein sehr emotionaler Moment"
Abgeholt wurde Toth heute Morgen von mehreren seiner Freunde, seinem Bruder und seinen Eltern. Sein Freund Matthi B. sagte: "Ein sehr emotionaler Moment als die Tür des Seiteneingangs aufging und Benedikt vor uns stand. Wir haben ihn viele Male an diesem Ort hier besucht – heute waren wir hoffentlich das letzte Mal hier."
Neben der juristischen Aufarbeitung will Benedikt Toth jetzt seinem Bruder helfen und im Familienparkhaus arbeiten. Toth: "Urlaub? Nein. Ich habe jetzt lange genug gesandelt (lacht). Ich werde jetzt erstmal - sobald ich brauchbar bin - meine Familie unterstützen und meinem Bruder geschäftlich helfen. Ich will endlich mal wieder nützlich sein."
Statement der Staatsanwaltschaft München 1
Mittlerweile liegt auch die Stellungnahme der zuständigen Staatsanwaltschaft zur überraschenden Freilassung vor. Oberstaatsanwältin Anne Leiding teilt mit: "Die Mindestverbüßungsdauer wäre am 17.05.2023 erreicht. Der Verurteilte hat durch seinen Verteidiger beantragt, mit deren Erreichen aus der Haft zur Bewährung entlassen zu werden. Auch hier wurde wiederum ein Gutachten über den Verurteilten eingeholt, welches ihm eine positive Sozialprognose attestiert. Aufgrund der Gutachten und Stellungnahmen der Justizvollzugsanstalt erschien ein Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft nicht erfolgversprechend. Während der Haftzeit hat der Verurteilte sog. Freistellungstage nach dem Vollzugsgesetz erhalten, beispielsweise aufgrund seiner Arbeitstätigkeit, sodass sich das Entlassungsdatum auf heute vorverlegt hat."
Alles zu dem Fall hört ihr auch im Gong 96.3 Podcast "Mordsgschichtn":
24.04.2023