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Muss es wirklich das Auto sein? Ohne „Lappen“ mobil in München
Keinen Führerschein? Dann fahr Tram, U-Bahn oder Bus. Das zumindest wäre wohl eine Antwort auf die Frage, wie sich’s in München autofrei mobil bleiben lässt. Aber da wir das Jahr 2016 schreiben, existieren auch noch ganz andere Alternativen.
Ein klassischer Fall: Junge Frau, Studentin an der Ludwig-Maximilians-Universität. Wohnort: Mitten in München. Natürlich, warum sollte sich diese Dame ein Auto zulegen? Das kostet immerhin selbst dann Geld, wenn es nicht benötigt wird. Etwa Steuern und Versicherung. Und dann kommt hinzu, dass viele Studenten sowieso nicht gerade mit finanziellem Überfluss gesegnet sind – ein Auto würde das weiter schmälern. Und Parkplätze hat es in der Landeshauptstadt sowieso nie genug.
Ein anderes Beispiel: Ein Auszubildender. Er besitzt zwar ein eigenes Auto. Das Problem ist jedoch: Seit einer temporeichen Spritztour auf der A99 musste er seinen Führerschein für zwei Monate in die Obhut der Behörden übergeben – 30km/h über Tempolimit und zu dicht an der Stoßstange des Vordermannes mögen Gesetzeshüter gar nicht.
Für diese beiden Personen und alle anderen in ähnlichen Situationen wäre es naheliegend, sich ein Monatsticket für die öffentlichen Verkehrsmittel Münchens zu organisieren. Allerdings haben die einen gewichtigen Nachteil: Sie fahren nur zu festgelegten Zeiten. Wer zu ausgefallenen Stunden ungewöhnliche Touren fahren möchte, stößt ebenso schnell an Grenzen wie jemand, der sich im Feierabendverkehr mit prall gefüllten Einkaufstaschen oder gar einem Kinderwagen in einen überfüllten Bus zwängen will – und genau hier will der nachfolgende Artikel ansetzen. Denn: Es ist eigentlich ganz leicht, durch München zu kommen, ohne sich in die Tram oder selbst hinters Steuer zu setzen.
1. Lösung: Das Fahrrad – aber in Modern
Natürlich, der normale Drahtesel ist ein alter Hut, seine Nennung erfolgt hier auch nur mehr oder weniger ehrenhalber. Aber: Seine modernen Verwandten sind perfekt für die Landeshauptstadt und ihre vergleichsweise kurzen Wege geeignet. Die Zauberwörter lauten E-Bike und E-Pedelec. Beide verfügen über einen Elektromotor, funktionieren aber etwas unterschiedlich:
- Ein E-Bike könnte als elektrisches Mofa bezeichnet werden: Man dreht am Handgriff und der E-Motor beschleunigt es ohne weiteres Zutun. Allerdings: Der Gesetzgeber verlangt hier laut ADFC eine Mofa-Prüfbescheinigung und ein Versicherungskennzeichen. Der Nachteil: Wer den Autoführerschein abgeben musste, darf demnach auch kein E-Bike fahren.
- E-Pedelecs haben auch einen Elektromotor. Der startet aber nur, wenn gleichzeitig in die Pedale getreten wird. Der Fahrer muss also immer strampeln, wenn auch kraftunterstützt. Der Vorteil: Auch ohne „Lappen“ ist die Fahrt mit dem Pedelec legal.
Gleichsam sind diese E-Fahrräder auch, so viel sei verraten, die einzigen Fortbewegungsmittel auf unserer Liste, die wirklich von jedem selbst gesteuert werden können – sie bieten maximale Freiheit ohne Vorlauf- oder Wartezeiten. Aber, auch wenn der Gesetzgeber es nicht vorschreibt: Bitte niemals ohne Helm, denn die Folgen können gravierend sein. Übrigens: Wer sich nicht gleich auf den höheren Kaufpreis eines Elektrofahrrads im Vergleich mit einem normalen Bike einlassen möchte, findet in München mehrere Anbieter, die E-Fahrräder auch vermieten.
Geeignet für: Alle ohne Führerschein (E-Pedelec) oder zumindest ohne Wunsch, sich die Kosten eines eigenen Autos anzutun und die keine schweren Lasten transportieren müssen.
2. Lösung Carsharing
Zugegeben, manchmal ist ein Auto einfach notwendig. Das kommt spätestens dann zum Tragen, wenn sperrige Einkäufe zwischen Pasing und Bogenhausen transportiert werden müssen. Das zur Rush Hour in öffentlichen Verkehrsmitteln? Vielleicht noch mit Umsteigen? Eher nein.
Eine Alternative ist Carsharing. Dabei wird ein Auto nur für den Zeitraum gemietet, in dem es benötigt wird. Eine Liste der größten Münchner Anbieter findet sich hier.
Allerdings: Nicht alle davon stehen jedem zur Verfügung. Manche Dienste verleihen Autos nur an Mitglieder, die einen Jahresbeitrag bezahlen müssen. Zudem existiert neben diesen profitorientierten Anbietern freilich auch die Möglichkeit, dass sich einfach einige Privatleute zusammen ein Auto kaufen, etwa die Mitglieder einer WG.
Die Vorteile decken sich dabei teilweise:
- Das Auto kann bei manchen Diensten per App gebucht werden und kostet meist nur so lange etwas, wie es tatsächlich benötigt wird.
- Keine weiteren Gebühren, etwa für Dauerparkplätze oder Versicherungen.
- Beim privaten Carsharing werden die Unterhaltskosten auf alle verteilt und damit für den Einzelnen sehr gering.
- Carsharing-Portale bieten häufig auch größere Autos, etwa Transporter oder Kombis an, was bei Umzügen sinnvoll sein kann.
Geeignet für: Leute, die einen Führerschein haben, aber sich nicht die dauerhaften Kosten eines eigenen Autos leisten können oder möchten.
3. Lösung: Fremdfahrer buchen
Auch das haben einige Münchner schon erlebt: Mit dem Auto abends ins Glockenbachviertel gefahren, einen Bekannten getroffen und dann bei einigen Bieren versackt. Und draußen wartet der Wagen. Auch hierfür gibt es Lösungen in Form von Fremd- oder Mietfahrern.
Das bedeutet: Nicht der beste Kumpel muss aus dem Bett gescheucht werden, um den Angetrunkenen samt Auto nachhause zu geleiten, sondern ein angemieteter Fahrer. Ein rechtliches Problem ist das nicht, denn wie Financescout schreibt, benötigt es nicht mal einen Führerschein, damit das eigene Auto versichert werden kann – was ja unabdingbar für die Teilnahme am Straßenverkehr ist. Der Fremdfahrer kann also auch eine Alternative für alle sein, die für einen oder zwei Monate ohne den „Lappen“ auskommen, aber trotzdem schnell mal mit dem eigenen Auto quer durch die Stadt müssen.
Schon länger in München unterwegs, die Firma „Harry holt den Wagen“. Nach einem Anruf schickt deren Zentrale einen Fahrer auf einem Klappfahrrad oder –mofa zum Kunden. Das Velo verschwindet eingetütet im Kofferraum, der Fahrer fährt das Auto samt Besitzer zum Zielort, kassiert, klappt seinen fahrbaren Untersatz wieder auseinander und fährt zurück.
Geeignet für: Partygänger, Nachtschwärmer und alle, die das eigene Auto mangels Führerschein nicht selbst bewegen dürfen.
4. Lösung: Alternative Fahrdienste
Taxis sind in München eine nicht gerade brieftaschenschonende Angelegenheit. Und hinzu komm, dass es Zeiten gibt, zu denen es unmöglich erscheint, ein Taxi zu finden. Etwa, weil gefühlt die halbe Stadt gleichzeitig eines benötigt, oder weil so viel los ist, das ein per Telefon bestelltes Taxi eine Stunde und länger braucht, bis es vor der Tür steht.
Alternative Fahrdienste sind erst in den vergangenen Jahren aus den USA zu uns nach Europa geschwappt – und haben sofort den Zorn der etablierten Taxiunternehmen auf sich gezogen: Gleicher Service, genaue Anfahrtkontrolle via App und zudem niedrigere Preise. Vorreiter war das amerikanische Unternehmen Uber. Das Problem: Seine Fahrer arbeiteten privat, also mit dem eigenen Auto und zahlten an Uber nur eine Vermittlungsgebühr.
In Deutschland ist das allerdings nicht legal, wer gegen Geld Personen befördert, benötigt einen Personenbeförderungsschein. In der Folge bekamen auch die Gerichte zu tun: Am 18.3.2015 titelte das Handelsblatt demnach auch „Uber in ganz Deutschland verboten“.
Dass auch heute jemand erscheint, wenn jemand vor einer Münchner Kneipe ein Uber-Taxi bestellt, liegt daran, dass die Firma ihren Dienst in der Bundesrepublik auf legale Beine stellte: Die Fahrer bekommen nun den notwendigen Beförderungsschein.
Und Uber bietet den Kunden drei Konzepte an:
- UberX ist das klassische, günstige Konzept: Der Fahrer kommt mit irgendeinem Auto. Das kann ein Kleinwagen sein, oder auch ein rostiger Geländewagen.
- UberBlack ist teurer, fährt dafür aber auch nur mit Luxusfahrzeugen.
- Van sorgt, wie der Name vermuten lässt, auf Knopfdruck dafür, dass ein Fahrer mit einem Kleinbus oder einem ähnlichen Großraumwagen kommt.
Bezahlt wird entweder per Kreditkarte oder Paypal – Bargeld ist nicht im Spiel. Das ist auch eine Sicherheitsmaßnahme gegenüber den Fahrern, damit klassische Taxi-Überfälle von vornherein erfolglos sind. Bleibt nur die Frage: Ist Uber besser als ein Taxi? Die Antwort ist zwiespältig: Zu Stoßzeiten kann es auch in Ubers Vorzeigestadt München vorkommen, dass Fahrgäste schon mal etwas länger auf ihr Vehikel warten müssen. Verschiedene Medien hingegen verglichen deutschlandweit die Fahrpreise – und kamen dabei fast immer zu dem Ergebnis, dass Uber mindestens einige Prozente billiger ist.
5. Lösung: Fernbus
Diese Lösung eignet sich zwar nicht für Reisen, die nur innerhalb von München stattfinden, aber wer in anderen Ecken Deutschlands etwas zu erledigen hat, die etwa von der Bahn nicht bedient werden, der hat mit Fernbussen eine gute Alternative zu anderen Verkehrsmitteln:
Erlaubt ist das erst seit 2013. Bis dahin durfte nur die Deutsche Bahn solche Bus-Fernfahrten anbieten. Heute ist der Markt liberalisiert: Fahren dürfen jetzt auch andere Unternehmen, sofern:
- Kein anderes öffentliches Verkehrsmittel die Strecke bedient
- Oder die Fahrzeit sich im Vergleich wesentlich verkürzt
- Der Bus dann fährt, wenn keine Alternative zur Verfügung steht
- Oder der Preis beträchtlich geringer ausfällt.
Dadurch wird der Fernbus zum Mittel für alle, die beispielsweise die Eltern im hessischen Hinterland besuchen möchten, aber mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln dafür eine halbe Weltreise auf sich nehmen müssten.
Geeignet für: Weite Strecken außerhalb von München, die per Bahn und Co nur umständlich und/oder wesentlich teurer zu erreichen sind.
Fazit
Es gibt Gemeinden und Städte, die liegen schlicht so weit ab vom Schuss, dass die Bewohner dort ohne Auto gänzlich aufgeschmissen sind – München gehört ganz definitiv nicht zu diesen Orten. Wer hier lebt und arbeitet, kann problemlos und ohne größeren Stress auch ohne eigenes Auto seine täglichen Wege erledigen und hat dabei im Fall der Fälle trotzdem alle Vorteile zur Verfügung, die nur ein Auto bieten kann.
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