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Zwischen Indien und Pakistan droht Eskalation

24.04.2025, 16:04

Nach dem verheerenden Terroranschlag in der Unruheregion Kaschmir mit 26 Toten befinden sich die Atommächte Indien und Pakistan auf Konfrontationskurs. Beide Länder ordneten die Ausweisung von Staatsbürgern der jeweils anderen Seite von ihrem Staatsgebiet an. Pakistan kündigte zudem als Reaktion auf früher beschlossene Maßnahmen Indiens an, seinen Flugraum für indische Fluggesellschaften zu sperren und wies Diplomaten des Landes aus. Zudem schloss Pakistan seinen wichtigsten Grenzübergang nach Indien. Pakistanische Diplomaten mussten bereits am Mittwoch indischen Boden verlassen.

Indien geht davon aus, dass das Nachbarland für den Anschlag mitverantwortlich ist. Die Regierung in Neu-Delhi sprach von grenzüberschreitenden Verbindungen bei dem Angriff und warf dem Nachbarn vor, den Terrorismus zu unterstützen. Pakistan hatte jede Beteiligung an dem Anschlag zurückgewiesen. 

Bewaffnete Angreifer hatten am Dienstag auf einer Bergwiese in einer beliebten Urlaubsgegend nahe der Stadt Pahalgam in dem von Indien verwalteten Teil Kaschmirs 26 Menschen getötet, mindestens 17 weitere wurden verletzt. Die meisten von ihnen waren indische Feriengäste. Die Regierung stuft den gezielten Angriff auf Touristen als Terrorakt ein. Indische Medien berichteten, eine islamistische Terrorgruppe mit möglichen Verbindungen zu Pakistan habe den Anschlag für sich reklamiert. In einer Mitteilung der indischen Polizei hieß es heute, zwei der Angreifer seien als Pakistaner identifiziert worden. Anhand welcher Informationen sie identifiziert wurden, blieb unklar. 

Militärische Eskalation?

In Indien wächst inzwischen die Sorge, das Militär des Landes könnte unter anderem vermutete Basen von Terrorgruppen auf pakistanischem Boden oder andere Ziele angreifen. Premierminister Narendra Modi drohte in einer öffentlichen Rede im indischen Bundesstaat Bihar mit Blick auf den Anschlag, «unmenschliche Terroristen und ihre Mitverschwörer werden stärker bestraft als sie sich vorstellen können». Die Zeit sei gekommen, jedes Stück Land, auf dem sie stünden, zu zerstören. 

In Deutschland äußerten sich Beobachter besorgt. «Die Entwicklungen markieren eine deutliche Verschärfung in den ohnehin angespannten bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Atommächten», sagte Schahina Gambir, die Südasien-Berichterstatterin bei der Grünen-Fraktion ist. Beide Staaten müssten unter allen Umständen eine militärische Eskalation vermeiden.

Bereits am Mittwoch hatte Indien Maßnahmen gegen den Nachbarstaat ergriffen. Die Regierung kündigte unter anderem an, einen wichtigen Vertrag mit dem Nachbarn über die Nutzung der Flüsse in der Himalaya-Region auf unbestimmte Zeit auszusetzen. 

Pakistan reagierte einen Tag später mit einer scharfen Drohung: Jeder Versuch, den Wasserlauf zu stoppen oder umzuleiten werde als Kriegshandlung betrachtet «und mit dem gesamten Spektrum der nationalen Macht beantwortet werden», teilte das Büro des pakistanischen Premierministers Shehbaz Sharif mit. 

Experten beunruhigt

Der Südasien-Experte Michael Kugelman sieht deutliche Zeichen einer neuen Eskalationsstufe. «Die Bedeutung der Aussetzung des Indus-Wasservertrags kann kaum überschätzt werden», schreibt Kugelman auf der Online-Plattform X. So eine Maßnahme habe es zuvor nicht gegeben. 

Das mehrheitlich muslimische Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 umstritten. Die beiden südasiatischen Atommächte werfen sich immer wieder Verletzungen des Waffenstillstands in der geteilten Region vor. Rebellengruppen kämpfen im indischen Teil Kaschmirs für eine Unabhängigkeit vom mehrheitlich hinduistischen Indien - oder für einen Zusammenschluss mit Pakistan.

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