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6 Dinge über Energie, die Du wahrscheinlich noch nicht wusstest
Münchner müssen für Energie vom Sprit bis zur Heizung deutschlandweit mit am tiefsten in die Tasche greifen. Doch neben dieser breit bekannten (und beklagten) Tatsache gibt es noch andere Facts über all die Dinge, die unsere Welt antreiben und die als Energie subsummiert werden.
An der Tankstelle mal eben für Lau Luft prüfen? In München ist diese jahrzehntelange Selbstverständlichkeit längst nicht mehr so selbstverständlich, weil eben auch Druckluftkompressoren Energie benötigen. Und was ist mit unserem Öl? Da bestimmen doch auch ein paar ganz dicke Fische, wo es weltweit langgeht – oder etwa nicht? Energie zwischen Strom, Heizung und Fortbewegung ist aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Dennoch gibt es bei vielen erstaunliche Wissenslücken.
1. Sparsame Bayern
Gut, dass in Deutschland so minutiöse Statistiken über alles geführt werden, was das Land und seine Bewohner so bewegt. Dadurch wissen wir nämlich, dass wir Bayern ziemliche Sparfüchse sind. Die Erklärung beginnt mit einem Blick auf unsere Einwohnerzahlen: Zwischen 1990 und 2015 stiegen diese von 11,4 Millionen auf fast 13 Millionen. Klingt nach nicht viel, oder? Dann überlegen wir mal, wie drastisch sich seit damals die Anzahl von elektrischen Verbrauchern in unseren Haushalten gewandelt hat. Ein Fernseher, Radio, Herd und Waschmaschine – das waren vor 27 Jahren die Standards. Heute hingegen besitzen viele Haushalte ein Mehrfaches davon, haben zwei oder drei Fernseher und zusätzlich noch PCs, Tablets und tausenderlei anderer stromverbrauchende Gadgets.
Doch, und das zeigt die Statistik unseres Primärenergieverbrauchs, wir benötigen nur entsprechend der gestiegenen Bevölkerungszahlen mehr Strom, nicht aber den ganzen zusätzlichen Geräten, die seitdem in unseren Wohnungen summen und leuchten. Anders ausgedrückt: Trotz der vielen Mehrverbraucher verbraucht Bayern nicht mehr. Andere Bundesländer kamen da wesentlich schlechter weg. Noch ein Fakt am Rande: 75% Prozent des Gerätestromverbrauchs in einem Haushalt werden im Standby-Modus erzeugt, weil die meisten Geräte nur stundenweise benutzt werden.
2. Die Heizbirne
Als die EU nach und nach sämtliche Leistungsstufen von Glühbirnen und deren Verkauf verbot, grollten viele. Stromverbrauch, das war das einzige, was man darüber wusste. Aber das kommt nicht von ungefähr. Denn tatsächlich würde man normale Glühlampen besser „Heizlampe“ nennen. Nur läppische zehn Prozent der Energie werden nämlich in Licht umgewandelt, der Rest in Wärme – kurz nach dem Glühlampenverbot wollte ein besonders „cleveres“ Unternehmen das ausnutzen, indem es reguläre Glühbirnen als „Heatballs“ (Heizbälle) anbot, die Sache wurde aber schnell verboten.
Das erklärt auch, warum LEDs und Energiesparlampen mit so viel geringeren Nenn-Leistungen auskommen. Die erzeugen einfach nicht solche immense Wärmemengen. Und so kommt es, dass eine 18-Watt-LED so hell ist wie die extrem hungrige 100-Watt-Birne.
3. Die Öl-Connection
Welche Länder fallen einem direkt beim Stichwort Erdölförderung ein? Klar, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuweit oder kurz, der Nahe Osten. Was die wenigsten jedoch wissen: In diesem Reihen spielen auch ganz andere Nationen eine überaus wichtige Rolle. Weltgrößter Erdölproduzent und wichtigster Lieferant Deutschlands beispielsweise ist aktuell Russland.
Doch es geht „ölig“ weiter: ExxonMobil, BP, Shell, das verbinden die meisten von uns mit den Giganten der Ölförderung, die das weltweite Geschäft praktisch unter sich ausmachen, doch die wahren Big Player sind staatliche Konzerne. Keiner der genannten Privatkonzerne fördert mehr als zwei Prozent. Der gewaltige Rest wird von staatlichen Unternehmen wie Saudi Aramco aus dem Boden geholt. Und so kommt es, dass der Ölpreis durch einen gigantischen Personenkreis aus Bankern, Spekulanten, Produzenten, Händlern sowie Verbrauchern aller Größenordnungen gemacht wird – und nicht etwa durch ein Firmen-Konsortium, das den Preis vorgibt.
4. Von wegen California-Dreaming
Kalifornien wird hierzulande gern als einer der wenigen US-Staaten gesehen, der es mit dem Energieverbrauch ernst nimmt. Allerdings wird oft unter den Tisch gekehrt, dass man das als „für US-Verhältnisse“ sehen muss.
München etwa hat einen jährlichen Stromverbrauch von summa summarum 7,5 Milliarden Kilowattstunden; pro Kopf und Jahr sind das ungefähr 2200kWh. Das nahegelegene Kernkraftwerk Isar erzeugt jährlich etwa 12 Milliarden kWh, könnte also München quasi im Alleingang am Laufen halten.
Und was hat das mit Kalifornien zu tun? Ganz einfach: Das Musterland des US-Stromverbrauchs ist zwar um einiges größer als München, aber um es mal in Relation zu setzen: Nur um Wasser zu pumpen, also etwa den Druck in den Leitungen aufrecht zu erhalten, benötigt Kalifornien an einem heißen Sommertag den gesamten Output von zwei Kernkraftwerken in der Größenordnung des KKW Isar – ohne den Strom für alle anderen elektrischen Geräte, Industrie und Co. Und dann erinnern wir uns nochmal an den jährlichen Stromverbrauch der Münchner. Bei den Kaliforniern würden die ca. 2200kWh auch reichen – für etwa vier Monate. Da hilft es auch nur wenig, dass in der kalifornischen Mojave-Wüste das mit rund vier Quadratkilometern größte Photovoltaik-Kraftwerk der Welt steht.
5. Googeln oder Licht einschalten?
3,5 Milliarden male muss der Suchmaschinenriese Google täglich eine Anfrage von Usern beantworten. Umgerechnet auf die Weltbevölkerung also etwa eine halbe Frage pro Kopf und Tag. Doch wer fragt sich schon, ob die Suche nach Klamotten, dem Wetter oder einem Wikipedia-Artikel auch Auswirkungen auf seinen persönlichen energetischen Fußabdruck hat? Tatsächlich sollte es das aber, denn mit jeder Google-Anfrage werden immerhin die gigantischen Server-Anlagen des Unternehmens bemüht und das verbraucht sehr wohl Strom. Und so lässt sich ausrechnen, dass eine Anfrage etwa vier Watt Strom und zwei Gramm CO2 benötigt bzw. ausstößt.
Das erscheint zwar nicht auf unseren persönlichen Stromrechnungen, wohl aber der „ganz großen“ der Weltbevölkerung. Für zehn Google-Suchen könnte man also auch eine 40-Watt-Birne eine Stunde lang brennen lassen.
6. Lichtschalter? Wozu denn das?
Norwegen ist ja nun nicht gerade um die Ecke von München entfernt. Dabei haben die Nordmänner (und-frauen) uns aber einige interessante und nur auf den ersten Blick ziemlich umweltschädliche Tatsachen voraus: Es beginnt bereits damit, dass fast alle norwegischen Haushalte mit etwas beheizt werden, das hierzulande bestenfalls noch als „Schmuddelkind“ der Heizungen gilt, der elektrische Nachtspeicherofen. Und der reflexhafte Griff zum Lichtschalter, der bei den meisten Zimmer-verlassenden Münchnern tief im motorischen Gedächtnis verankert ist, ist bei den Bewohnern des skandinavischen Landes nicht nur unbekannt, sondern dort auch unnötig: In vielen Gebäuden dort hat es nicht einmal Lichtschalter, da brennen die Birnen 24/7.
Wer sich die Liste der Erdölproduzenten in Punkt 3 durchgelesen hat, wird jetzt sicher nicken „klar, die liegen ja auch auf Platz 16 und pumpen tausende Barrel täglich aus der Nordsee“. Doch so einfach ist es bei weitem nicht, denn in ganz Norwegen gibt es kein einziges Öl-befeuertes Kraftwerk, nur ein sich im Betrieb befindliches Erdgaskraftwerk und zwei Kohlemeiler. Der überwältigende Rest des Stromverbrauchs, nämlich satte 98 Prozent, wird durch Wasserkraft sichergestellt und ist nicht nur wirklich umweltfreundlich, sondern absolut CO2-neutral. Aus dem Grund können die Norweger auch guten Gewissens auf Lichtschalter und Co. verzichten – auch wenn es natürlich aus der Umweltschützer-Szene mahnende Stimmen gibt, die dennoch zu Verzicht raten.
Allerdings muss man unterstreichen, dass Norwegen ein Ausnahmefall ist, der nur wegen seiner Topografie und der geringen Bevölkerungsdichte (gerade mal 13 Einwohner pro Quadratkilometer, in Bayern sind es 182) so funktioniert.