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Einbruchschutz ist auch eine psychologische Angelegenheit

7.480 Mal verschafften sich 2016 Kriminelle Zutritt zu bayerischen Häusern und Wohnungen, in denen sie nichts zu suchen hatten – München trug die Hauptlast mit 1.540 Einbrüchen. Was bei einer Einwohnerzahl von 1,54 Millionen, also einem Einbruch pro tausend Münchnern, nach nicht viel klingt, ist für Opfer oft ein Schlag, der noch Jahre später nachwirkt. Denn ein Einbruch ist mehr als entwendete Wertgegenstände, durchwühltes Mobiliar. Es ist ein Eingriff in die privatesten Zonen, die Menschen haben. Die Vogelstrauß-Taktik funktioniert leider nicht. Umso wichtiger, dass man sich das richtige psychologische Rüstzeug zulegt. Wie es geht und wie man im Notfall einen Einbrecher überwältigt, verrät der folgende Artikel.

Die gute Nachricht zuerst

Dabei soll dieser Artikel nicht mit einem „Panik-Ton“ starten. Denn die oben präsentierten Zahlen zeigen eindeutig: Es kann zwar passieren. Aber die Chance dafür ist in München wesentlich geringer als in praktisch jeder anderen Großstadt Deutschlands. Das liegt nicht nur an unserer Polizeipräsenz, sondern daran, dass die meisten Münchner die Grundprinzipien des Einbruchsschutzes verinnerlicht haben: 1.540 Einbrüche bedeuten nur, dass so viele erfolgreich waren, dem gegenüber steht jedoch eine ebenso hohe Zahl an gescheiterten Einbruchsversuchen. Natürlich käme man mit genügend Zeit auch nach Fort Knox hinein und erst recht in ein Eigenheim oder eine Wohnung. Doch viele Münchner schafften es, durch wichtige verzögernde technische Maßnahmen die Einbrecher entweder direkt abzuschrecken, ihren Versuch zu verlängern oder schlicht so auffällig zu machen, dass sie vom Objekt abließen. Keine Frage, wer die folgenden Dinge installiert:

  • Schlösser, Riegelstangen und Pilzkopfzargen für Türen und Fenster

  • Einbruchschutzfolien auf den Parterre-Scheiben

  • Widerstandsfähige Haustüren mit Sicherheitsschlössern, Türspionen und Panzerriegeln

  • Licht, Alarmanlagen und Videotechnik

erschafft ein Objekt, dass es dem „Wald-und-Wiesen-Einbrecher“, also der Mehrzahl dieser Kriminellen, so schwer macht, dass diese es entweder gar nicht versuchen oder nach kurzer Zeit ablassen.

Eine schlechte Nachricht: Es gibt einen sehr geringen Prozentsatz Krimineller, die sich von keiner Technik abhalten lassen. Vermieter, welche es nicht erlauben, wirkungsvolle Schutzmaßnahmen zu installieren, leisten dem Vorschub. Fälle wie der in Haar beweisen zudem, dass es auch Einbrecher gibt, die selbst dann einsteigen, wenn die Bewohner zuhause sind. Das ist der kritische Moment, an dem es psychologisch wird.

Aufmerksamkeit ist das A und O

Dabei fängt Einbruchsprävention weit jenseits von Schlössern und Co. an. Beim richtigen Verhalten. Natürlich fallen fremde Autos in einer Großstadt nicht sonderlich auf. Doch schon wenn man beobachtet, dass Kleinbusse mit Balkan-Kennzeichen in der Nähe des Hauses parken, deren Besitzer entweder darin sitzen oder grundlos die Straße entlanggehen, ist jenseits jedes „Profilings“ Vorsicht angebracht, auch bei uns werden viele Einbrüche von Banden aus südosteuropäischen Ländern verübt, wir erinnern uns an den Mai, als die Münchner Polizei einen kroatisch-stämmigen Clan aushob, der für jeden fünften Einbruch in der ganzen BRD verantwortlich war.

Vorbereiten auf das Unvorbereitbare

Alle Polizeien sagen im Prinzip das gleiche: Wenn man das Pech hat, dass ein Einbruch verübt wird, während man sich zuhause befindet, lauten die obersten Grundregeln,

  • Verbarrikadieren
  • sich unauffällig verhalten
  • die Beamten verständigen
  • jedwede Konfrontation vermeiden.

Tatsächlich die sicherste Alternative, vor allem für Gebrechliche, für Senioren und alle anderen Personen, die keine reelle Chance hätten, sich zur Wehr zu setzen. Das ist die Lösung mit dem geringsten Risiko für körperliche Schäden.

Doch betrachten wir die andere Seite der Münze: Einbruchsopfer haben mit teils schwersten psychologischen Spätfolgen zu kämpfen. Sie benötigen medizinische Hilfe, müssen umziehen oder ihr Haus verkaufen, weil das Sicherheitsgefühl nicht zurückkehrt. Es ist ja auch immer mal vorgekommen, dass man schlicht von einem Einbrecher überrascht wird. Ohne Rückzugsmöglichkeit. Vielleicht hat man Kinder, die jetzt in höchster Gefahr sind. An diesem Punkt enden die Ratgeber meist. Manche sprechen von deeskalierendem Verhalten. Davon, dem Täter nicht in die Augen zu blicken.  

Doch wenn Rückzug keine Option mehr ist oder die Familie in Gefahr bringt, dann muss man sich im Notfall zur Wehr setzen. Und hier beginnt die psychologische Vorbereitung. Darauf, dass man sich immer wieder klar macht, dass man es nicht zulässt, dass ein Einbrecher bei einer Aufklärungsquote von ca. 25 Prozent ungeschoren davonkommt oder der Familie etwas antut.

Entschlossenheit schreckt ab

Laien gehen davon aus, dass Einbrecher abgebrühte Kriminelle wären, die vor nichts zurückschrecken. Falsch. Tatsächlich sind die meisten trickreich und scheu. Sie wissen um die miesen Aufklärungsquoten, rechnen nicht mit Entdeckung und wenn dann nicht mit Gegenwehr. Schraubenzieher, Gummihandschuhe, mehr führen die wenigsten mit, um bei einer Festnahme durch Waffenfunde keine zusätzlichen Probleme zu riskieren.

Ergo sollte man sich als Mindestmaß ein Pfefferspray besorgen, bestenfalls eines mit einem zusammenhängenden Sprühstrahl. Eine gute Alternative sind auch sogenannte Pepper-Blaster, die ihre Wirkmischung aus hochkonzentriertem Chili-Extrakt in einem Schlag abfeuern.

 

Laut und im Befehlston

Doch wie geht man vor, wenn man erwacht, weil es in der Wohnung gekracht hat? Sofern Zeit bleibt, sollte man direkt die Polizei anrufen und folgendes sagen:

München, Stadtteil, Adresse, Wohnungsnummer, Name. Bei mir befindet sich jetzt gerade eine unbekannte Zahl an Einbrechern, ich bin (mit meiner Familie) in der Wohnung“.

Mehr nicht. Dann wird es Zeit, alle Entschlossenheit und Mut zusammenzunehmen. Man greife also Pfefferspray und Taschenlampe und stecke sich die Einweghandschellen in den Hosenbund. Dann sucht man so leise wie möglich und ohne eine Lichtquelle zu nutzen, nach der Quelle des Geräuschs. Dabei immer darauf achten, mit dem Rücken zur Wand zu bleiben. Handelt es sich tatsächlich um einen Einbrecher, folgendermaßen vorgehen:

  • Nicht näher als vier Schritte nähern
  • Pfefferspray und Taschenlampe grob auf seinen Kopf richten
  • Lampe einschalten und mit lauter und entschlossener Stimme folgendes sagen: „Hände vom Körper weg strecken. Die Polizei ist informiert, ich bin bewaffnet!“ Aggressive Reaktionen sofort mit einem Pfefferstrahl Richtung Augen beantworten.

Anschließend befiehlt man ihm, alles fallenzulassen, die Hände hinter den Rücken zu nehmen, sich mit der Stirn an eine Wand zu lehnen und zurückzugehen, bis er nur noch vom Kopf gestützt wird (45-Grad-Winkel). Das bringt ihn in eine Zwangslage und man selbst kann seine Beine wegziehen, falls er sich zu wehren versucht.

In dieser Position nähert man sich vorsichtig von hinten und legt dem Täter mit einer Hand die Kabelbinder ums Handgelenk und zieht sie stramm. Das darf man, das ist Jedermanns-Recht. Dann zieht man sich einige Schritte zurück und wartet auf die Polizei. Wichtig: Keinen Beteuerungen des Einbrechers glauben und ihm auch nicht erlauben, sich in eine bequemere Lage zu bringen, das ist mit Sicherheit ein Trick. Sollte man den Beamten nicht die Tür öffnen können, ohne den Einbrecher aus den Augen zu verlieren, dann soll dieser sich in einer Zimmerecke auf den Bauch legen, die Unterschenkel überkreuzen und hochhalten. Zimmertür hinter sich abschließen und die Polizei hereinlassen.

 

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