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Nagelsmann muss umdenken: Kompromiss-Kader mit Goretzka

13.03.2025, 13:03

Julian Nagelsmann will den deutsch-italienischen Fußball-Mythos unbedingt mit seiner eigenen Geschichte bereichern und geht dafür notgedrungen Kompromisse ein. Mit dem Comeback des für 16 Monate aussortierten Leon Goretzka und gleich sieben weiteren Rückkehrern von Nadiem Amiri bis Karim Adeyemi reagiert der Bundestrainer auf die zahlreichen Ausfälle vor dem Viertelfinal-Kracher gegen die Squadra Azzurra. Dieser ist für Nagelsmann schon ein wichtiger Wegweiser Richtung WM 2026. 

Mehrfach kratzte sich Nagelsmann bei einer virtuellen Medienrunde zur Kaderpräsentation am Fünf-Tage-Bart am Kinn, als würde ihm das eigene Personaltableau noch zu denken geben. «Obwohl wir einige Ausfälle verkraften müssen, haben wir generell einen sehr guten Kader beisammen. Wir haben uns aus Überzeugung für diese Spieler entschieden und versucht, Qualität, die wegbricht, durch Qualität zu ersetzen», sagte er bei der Nominierung seines 23 Spieler umfassenden Nationalmannschafts-Aufgebots. 

 

«Es sind zwei Spiele, die wir absolut positiv gestalten müssen und auch wollen», versicherte der 37-Jährige mit Blick auf die K.o.-Duelle der vierfachen Weltmeister am 20. März (20.45 Uhr/ARD) in Mailand und drei Tage später (20.45 Uhr/RTL) in Dortmund, bei denen es primär um den Einzug in die Finalrunde des UEFA-Wettbewerbs Anfang Juni geht. Der Gewinner ist dann auch Gastgeber des Miniturniers. 

Ohne die Stammkräfte Florian Wirtz, Kai Havertz, Niclas Füllkrug, Marc-André ter Stegen und Alexander Pavlovic muss Nagelsmann beim Turbostart ins Länderspieljahr auskommen. Da bedurfte es auch lange nicht für möglich gehaltener Aktionen - wie der Rückkehr von Goretzka. 

Nur wenige Stunden vor dem Achtelfinal-Rückspiel des FC Bayern bei Bayer Leverkusen in der Champions League rief Nagelsmann am Dienstag bei dem 30-Jährigen an. Es galt, ein beschädigtes Verhältnis final zu kitten.

«Ich hatte das Gefühl, wir müssen miteinander sprechen und eine gute Basis schaffen, das ist uns gelungen», erzählte der Bundestrainer. Die einst so gute Beziehung beim FC Bayern war natürlich belastet, nachdem Nagelsmann den Münchner Power-Spieler nach dem 0:2-Desaster in Österreich im November 2023 nicht mehr für die DFB-Elf berücksichtigt hatte. 

Plötzlich hatte Goretzka in der EM-Rollenverteilung des Bundestrainers die des nicht mehr benötigten Buhmanns. «Natürlich war er mit der Situation im Sommer nicht zufrieden. Wir haben einen sehr guten Nenner gefunden», sagte Nagelsmann nun. Der bisher 57-malige Nationalspieler Goretzka habe sich beim FC Bayern nach einer schwierigen Zeit in «eine tragende Rolle» zurückgekämpft.

Noch länger als Goretzka war die DFB-Pause für Amiri. Sein bisher letztes von fünf Länderspielen bestritt er im Herbst 2020 noch unter Bundestrainer Joachim Löw. Nun ist der 28-Jährige dank des Höhenflugs bei Mainz 05 zurück. «Absolut verdient», findet Nagelsmann. Von einer «Fußball-romantischen Geschichte» sprach der Bundestrainer, der Amiri einst als Clubtrainer aus Ludwigshafen zur TSG Hoffenheim geholt hatte. 

Schon einmal beim A-Team dabei, zuletzt aber aus verschiedenen Gründen nicht im Aufgebot, waren neben Goretzka und Amiri auch Adeyemi, der bei der WM 2022 zum Kader gehörte, sowie Jamie Leweling, David Raum, Deniz Undav, Angelo Stiller und Jonathan Burkardt. 

Mainzer sollen guten Geist mitbringen

Gerade von den Mainzern Amiri und Burkardt erwarte er, dass sie «einen extrem guten Geist reinbringen». Auch wenn sie nicht von Beginn an spielen. Er wolle Spieler, die «brennen, Einsätze zu bekommen». Dieses Rollendenken trug die DFB-Elf auch durch die Heim-EM im letzten Sommer. Einziger Neuling im DFB-Aufgebot ist Abwehrspieler Yann Aurel Bisseck (24) von Inter Mailand, der Italien-Expertise zum Debüt mitbringt. 

Italien ist auch ein Kontrahent um einen wichtigen Platz in Topf 1 bei der WM-Auslosung Ende des Jahres, blickte Nagelsmann schon weit voraus. Wer jetzt gewinnt, hat einen klaren Bonus. 

Genau in diesen Kategorien denkt der Bundestrainer. Amerika 2026 ist der Fixpunkt. Unmissverständlich machte der 37-Jährige daher auch deutlich, dass er von allen seinen Kandidaten dauerhaft Leistung und Einsatzzeit im Club-Fußball erwarte. Explizit nannte Nagelsmann Leverkusens Robert Andrich und den wieder einmal krank fehlenden Pavlovic. 

Formschwacher Undav mit Wirtz-Komponente

Diesmal habe er wegen der Personallage auch Akteure dabei, die diese Kriterien nicht zu 100 Prozent erfüllen - zum Beispiel Stuttgarts Undav, dem Nagelsmann dafür aber Komponenten bescheinigte, die sonst der schmerzlich vermisste Florian Wirtz einbringe. «Da muss man den einen oder anderen Kompromiss auch eingehen und versuchen, dem Spieler auf Nationalmannschaftsebene in die Spur zu bringen», beschrieb Nagelsmann seinen März-Plan.

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