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Große T-Frage: «Stabiler» Baumann oder «spannender» Nübel
Beim ersten Training der Fußball-Nationalmannschaft auf dem Gelände von Borussia Dortmund ließ sich die Torwart-Hierarchie für den Italien-Kracher noch nicht entschlüsseln. Oliver Baumann oder Alexander Nübel? Wen stellt Bundestrainer Julian Nagelsmann im Nations-League-Viertelfinale ins DFB-Tor? Darüber diskutieren Fans und Experten.
Klar ist: Nagelsmanns Entscheidung muss sitzen, wenn er das DFB-Team in Abwesenheit des weiterhin verletzten Stammkeepers Marc-André ter Stegen erstmals ins Final Four der Nationenliga führen will. Und das ist ja das erklärte Ziel des Trainers, der Spieler um Kapitän Joshua Kimmich und der DFB-Bosse. «Die Italiener werden uns alles abverlangen, aber wir wollen natürlich in die nächste Runde kommen», verkündete Sportdirektor Rudi Völler.
Alle 23 Spieler im Training
Bei der ersten von nur zwei Übungseinheiten vor dem Hinspiel am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD) in Mailand konnte Nagelsmann bei Sonnenschein und einem kühlen Wind nach den hochkarätigen Offensiv-Ausfällen von Florian Wirtz und Kai Havertz zumindest mit allen 20 Feldspielern und den drei Torhütern üben.
Ist die Entscheidung über die Nummer eins schon gefallen? «Ich weiß nicht, wie sie aussehen wird», sagte Stefan Ortega im Anschluss ans Training. Der 32-Jährige von Manchester City ist aktuell die Nummer drei im Kader. Auch er könnte «theoretisch» zum Einsatz kommen, wie er sagte. Aber praktisch deutet vieles auf den 34 Jahre alten Baumann hin.
Baumanns Patzer vor Italien
Auch Ortega lobte den Hoffenheimer Routinier besonders auffällig, als er gefragt wurde. «Olli spielt schon gefühlt seit 20 Jahren in der Bundesliga. Und was ich bei ihm richtig gut finde, ist, wie stabil er spielt. Er hat wenig Ausreißer nach unten.» Ausgerechnet beim letzten Auftritt vor den beiden Italien-Spielen unterlief Baumann beim Hoffenheimer 0:1 gegen St. Pauli jedoch beim entscheidenden Gegentor ein Patzer mit dem Fuß in der Spieleröffnung.
«Das hat mit der Nationalmannschaft nichts zu tun, das wird es nicht beeinträchtigen», wiegelte Baumann im Anschluss selbstbewusst ab. Er hatte in der verlorenen Partie auch mehrere richtig starke Torwart-Szenen.
Auch der sechs Jahre jüngere Nübel sei «ein spannender Torwart, der eine gute Entwicklung in Stuttgart genommen» habe, sagte Ortega am Trainingsplatz über den Baumann-Konkurrenten. Ortegas Gesamtfazit lautet: «Wir sind alle drei gute, moderne Torhüter.» Aber nur einer wird am Ende der Auserwählte sein.
«Erstmal mit den Spielern sprechen»
Bei der Kaderbekanntgabe hatte sich Nagelsmann bedeckt gehalten. «Wir wollen erstmal mit den Spielern sprechen», sagte der 37-Jährige. Es sei aber «geplant, dass wir die beiden Spiele eine Nummer eins haben».
Auch wenn Ortega am Dienstag beim Torwarttraining stets als Erster die Übungen absolvierte, gefolgt von Nübel (28) und Routinier Baumann, war diese Reihenfolge eher kein Indiz fürs Ranking. Fakt ist aber: Für den Gewinner des engen Nummer-eins-Rennens werden es auf jeden Fall die bislang größten Abende im Deutschland-Trikot.
Als Nagelsmann nach der Heim-EM 2024 und dem Rücktritt von Deutschlands Rekordtorwart Manuel Neuer dessen ewigen Kronprinzen ter Stegen zu seiner Nummer eins Richtung WM 2026 ausrief, schien die T-Frage erstmal geklärt. Ter Stegen bestritt auch die ersten zwei Nations-League-Partien. Und dann passierte er: Beim Barça-Schlussmann riss die Patellasehne im Knie. Ein Schock - und eine monatelange Pause.
Das lange Warten auf ter Stegen
Seitdem steht Nagelsmann ohne klare Nummer eins da. Ter Stegen befindet sich immer noch im Aufbautraining. Schlagzeilen machte der 32-Jährige zuletzt nicht auf dem Fußballplatz, sondern als Privatperson mit der Trennung von seiner Frau Daniela nach acht Jahren Ehe.
Nagelsmann hat von Anfang an klargemacht, dass ter Stegens Status als Deutschlands Nummer eins durch die langwierige Verletzung nicht infrage gestellt werde. Die Situation im Torhüterland Deutschland sieht ter Stegen übrigens entspannt. Der Bundestrainer habe «die Qual der Wahl, wir müssen uns nicht wirklich Gedanken machen», findet ter Stegen.
Ob der Luxus noch so groß ist, muss nun gegen Italien beantwortet werden. Deutschlands Angstgegner kann in Gianluigi Donnarumma von Paris Saint-Germain einen Weltklassemann ins Tor stellen, der aktuell noch dazu in Topform ist. Der 26 Jahre alte Europameister von 2021 hat die Erfahrung von 70 Länderspielen. Ortega nennt Donnarumma «einen interessanten Torwart, gefühlt auch schon ewig dabei, ein Leader und aktuell gut im Flow in Paris».
70:2 Länderspiele für Donnarumma
Baumann und Nübel können Donnarumma jeweils nur zwei Länderspiele als Erfahrung gegenüberstellen. Im Oktober und November setzte Nagelsmann noch auf eine Job-Teilung. Die beiden ter-Stegen-Vertreter wechselten sich ab, grobe Fehler machte keiner. Baumann spielte aber - im Gegensatz zu Nübel - zweimal zu Null. Einen Ticken voraus sah ihn Nagelsmann danach.
Vielleicht gibt das den Ausschlag für den abgeklärten Routinier Baumann, der aber nach einer Fußverletzung zu Jahresbeginn weniger Spielpraxis als Nübel aufweist. Nagelsmann ist am Zug - und seine Entscheidung muss sitzen.