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Passender Spielfilm zum Papst-Tod: «Konklave»

21.04.2025, 12:04

Der Papst ist tot. Das Kardinalskollegium muss sich in der Sixtinischen Kapelle versammeln, um ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche zu wählen. Herren aus der ganzen Welt und mit unterschiedlichen Weltanschauungen treffen in Rom ein. 

Das ist das Setting des vielfach ausgezeichneten Spielfilms «Konklave», der dieses Jahr für 8 Oscars nominiert war und für den Peter Straughan einen Oscar fürs beste adaptierte Drehbuch gewann.

Spielfilm mit plötzlicher Aktualität

Angesichts des Todes von Papst Franziskus am Ostermontag hat der Spielfilm, der auf einem Bestseller von Robert Harris («Vaterland», «Intrige», «München») beruht, eine dramatische Aktualität gewonnen.

Wer möchte, kann den Film (rund 120 Minuten), der im Herbst 2024 in die Kinos kam, inzwischen bei diversen Diensten leihen oder kaufen zum Streamen. 

Er lohnt allein schon wegen der Musik des deutschen Oscar-Preisträgers Volker Bertelmann (Künstlername Hauschka).

Konklave ist der Fachbegriff für den abgeschlossenen Raum bei der Papstwahl. Gedreht wurde zwar nicht an Originalschauplätzen, sondern überwiegend in den Cinecittà-Studios in Rom, doch herausgekommen ist ein bildgewaltiges Werk.

«Kein vernünftiger Mensch will auf den Papststuhl. Die gefährlichen Männer sind die, die es doch wollen», fällt mal als Satz über mögliche Papst-Kandidaten in dem bestens besetzten Film von Edward Berger («Im Westen nichts Neues»).

Kampf zwischen liberalen und reaktionären Kräften 

Während drinnen im Vatikan Wahlgänge und Intrigen laufen, warten draußen Gläubige auf den weißen Rauch als Zeichen einer erfolgreichen Wahl.

Der gestorbene Papst im Film war ein recht fortschrittlicher Papst. Die Leitung der Wahl obliegt Thomas Lawrence (Ralph Fiennes). Der reformorientierte Kardinal blieb mit dem Heiligen Vater vor dessen Tod unversöhnt über Fragen einer Versetzung. Und er durchlebt gerade zudem eine Glaubenskrise. 

Befreundet ist Lawrence mit dem engen Vertrauten des gestorbenen Papstes, Aldo Bellini (Stanley Tucci). Dieser scharfzüngige Liberale mit hohen Prinzipien und kaschierten Ambitionen könnte der neue Papst werden. 

Konkurrenz lauert jedoch, etwa in Gestalt des Reaktionären Goffredo Tedesco (Sergio Castellitto), der gern wieder die lateinische Messe einführen würde. Auch der nigerianische Kardinal Joshua Adeyemi (Lucian Msamati), der mit Charisma punkten könnte, jedoch Liberalere mit seiner Schwulenfeindlichkeit verschreckt, ist im Rennen. 

Frauen spielen kaum eine Rolle im Vatikan

Überraschend taucht außerdem Vincent Benitez (Carlos Diehz) auf, der vom verstorbenen Papst heimlich - um ihn vor Verfolgung durch Islamisten zu schützen - zum Bischof von Kabul ernannt wurde.

Qua Handlungsort Vatikan muss der Film ohne wichtige Frauenrollen auskommen. Immerhin bestätigt Isabella Rossellini als Nonne einmal Vorwürfe gegen einen Kardinal: Obwohl sie als Schwestern unsichtbar sein sollten, «hat Gott uns doch Augen und Ohren geschenkt», sagt sie verschmitzt und ihr demütiger Knicks wirkt wie eine Ohrfeige für die Männerrunde.

Edward Berger wollte keinen zynischen Film über die Kirche machen

Es geht in diesem Film um Sex, Lügen, Identität, Weltpolitik und Glauben - und darum, dass Gewissheit der schlimmste Feind des Glaubens sei, denn sie lasse keinen Zweifel zu und kein Geheimnis, wie Lawrence einmal predigt. Doch ohne Geheimnis gäbe es keinen Glauben.

Regisseur Berger, der in Wolfsburg geboren wurde und durch seine Mutter Schweizer und durch den Vater Österreicher ist, sagte letztes Jahr der Deutschen Presse-Agentur über seinen Film: «In jedem Film möchte man den Charakteren, die man darstellt, Respekt entgegenbringen. Und in diesem Fall wollten wir keinen zynischen Film über die Institution Kirche machen.» Man zeige die Charaktere menschlich. Am Ende führt der Religionsthriller auf Basis von Harris' Roman an die Grenzen des katholischen Glaubens.

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