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Wie es sich in München nachhaltiger leben lässt
Nachhaltig zu leben ist eines der Gebote der Stunde. Natürlich bewegt dieses sich irgendwo zwischen Marketingversprechen und den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen, eine bessere Welt zu schaffen. Und gerade München, das zum einen die Nähe zu den Bergen und die Naturverbundenheit großschreibt, zum anderen aber auf dem jährlichen Oktoberfest eine Menge Müll produziert und für protzige umweltbelastende Porsches am Mittleren Ring geradestehen muss, ist bei diesem Thema gewissermaßen im Zwiespalt. Umso mehr Grund allerdings, als Münchner ein wenig nachhaltiger zu leben und mit kleinen Schritten anzufangen, auf die Umwelt zu achten, die schließlich das eigene Leben miteinschließt. Am Willen, nachhaltig zu leben mangelt es ja den wenigsten – das Problem ist vielmehr, dass sie nicht wissen, wo sie eigentlich anfangen sollen.
Die Ernährung ein wenig umstellen
Genial wäre es für die Umwelt, wenn alle Deutschen weniger Fleisch und Fisch und stattdessen mehr Gemüse und Obst kaufen würden. Regionale Produkte zu bevorzugen. Und noch besser wäre es natürlich, wenn sie ihr Gemüse einfach selbst anpflanzen würden. Aber natürlich hat nicht jeder Haushalt einen eigenen Balkon oder gar einen Garten, auf dem er das verwirklichen könnte. Hinzu kommt oftmals die fehlende Zeit für die Pflege des Gemüses sowie der grüne Daumen, den auch nicht alle besitzen.
- In München allerdings gibt es auch eine andere Möglichkeit: das Urban Gardening. Hier lässt es sich gemeinschaftlich anpacken und man kann sogar noch eine Menge dabei lernen. Dem Kartoffelkombinat beispielsweise gehören knapp eintausend Münchner Haushalte an, welche gemeinschaftlich Gemüse anpflanzen und sich gegenseitig versorgen. In kleineren Gärten, wie etwa dem Giesinger Grünspitz oder bei O’plfanzt is geht es noch etwas familiärer zu. Allen Interessierten ist geraten, keine Scheu zu haben und einfach einmal vorbeizuschauen.
- Wer nicht gleich selbst anbauen will, sollte zumindest Teil der Community werden, die darauf achtet, nicht so viele Lebensmittel wegzuwerfen. Denn knapp 80kg Lebensmittel landen von jedem Deutschen pro Jahr durchschnittlich in der Tonne. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, die Lebensmittel vor diesem Schicksal zu bewahren. Und dafür muss es nicht einmal das leider immer noch illegale „Containern“ sein. Denn die Foodsharing-Community sorgte in München für drei Standorte des Fair-Teilers, zu dem Lebensmittel gebracht oder bei dem sich Lebensmittel kostenlos genommen werden können.
- Wer sich mit Backwaren vom gestrigen Tag zu günstigeren Preisen anfreunden kann, sollte einmal in der Bäckerei Rischart in einer der Filialen in der Frauenhoferstraße vorbeischauen. Unter dem Motto „Gutes von Gestern“ gibt es hier meist noch einige Leckereien zu ergattern.
- Das Münchner Startup „Etepetete“ liefert Boxen mit Gemüse und Obst, welches nicht den Normen entspricht und somit auch nicht an den Theken im normalen Supermarkt landen würde.
Sich umweltfreundlicher fortbewegen
Zwar ist München eine echte Großstadt, für viele fühlt es sich aber überhaupt nicht so an. Vielmehr hat die Stadt eine Art Dorfcharakter und tatsächlich lässt sich sogar mit dem Fahrrad relativ schnell von A nach B kommen, ganz egal, wo man gerade hinwill. Und selbst wer kein eigenes Rad besitzt, kann sich an einer der immer häufiger werdenden Stationen ein MVG-Rad als fahrbaren Untersatz ausleihen. Der ganze Spaß kostet gerade einmal 8 Cent in der Minute. Wer noch studiert, zahlt sogar nur 5 Cent. Und wer gerade erst nach München gezogen ist und bei Ikea noch ein, zwei kleinere Dinge besorgen möchte, die für ein normales Rad dann doch etwas zu groß sind, der kann sich bei den Freien Lastenradlern einfach für ganz umsonst ein Lastenrad ausborgen.
Wer dann doch lieber auf den guten alten Motor setzt, weil ihm der Kleiderschrank fürs Fahrrad ein wenig zu groß ist, der sollte auch hier die Vorteile der gemeinsamen Fortbewegungsmittelnutzung genießen und kann ebenfalls beispielsweise über die App der MVG ein Auto in der Stadt finden und für einen humanen Betrag einige Stunden ausleihen. Das Carsharing ist nicht nur nachhaltig, weil im Zweifelsfall öfter zum Rad oder den eigenen Beinen gegriffen wird, sondern vor allem auch, weil weniger Autos produziert werden, je weniger Menschen sich ein eigenes Auto zulegen. Der Umwelt kommt das deutlich zugute, denn bei der Herstellung auch von Elektroautos ist die CO2-Belastung höher, als viele Menschen denken.
Reparieren und verschenken, statt fortzuwerfen
Ganze 33.000 Tonnen Elektroschrott könnten in Bayern durch ein besseres Wertstoffmanagement pro Jahr vermieden werden. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von Rohstoffexperten der Universität Augsburg. Im Rahmen der vom bayerischen Umweltministerium geförderten Studie, untersuchten die Forscher der Universität ob und wie der an Wertstoffhöfen entsorgte Müll wiederverwertet werden könnte. Die Abläufe auf den Wertstoffhöfen tragen nach Ansicht der Experten dazu bei, dass teilweise auch noch nutzbare Geräte sowie Möbel zerstört werden. Der Privatnutzer von dem jene Geräte und Dinge ursprünglich abstammen, kann gegen diese Umstände zwar wenig unternehmen, er kann aber dafür sorgen, dass erst gar nicht so viel Elektroschrott auf den Wertstoffhöfen landet. Die Lösung lautet: reparieren, statt sofort wegzuwerfen und etwas Neues zu kaufen. Natürlich hat dafür nicht jeder Einzelne das nötige Know-How – aber das ist auch gar nicht unbedingt notwendig. Denn in sogenannten Repair Cafés stehen ehrenamtliche Mitarbeitern jedem, der mit einer Reparaturbitte ankommt, zur Verfügung und versuchen gemeinsam das Gerät wieder auf Vordermann zu bringen; sei das nun ein Toaster, ein Fahrrad oder vielleicht sogar eine Waschmaschine. Jeden ersten Donnerstag des Monats findet ein solches Event beispielsweise bei der WerkBox3 in der Grafinger Straße 6 statt oder jeden vierten Freitag im Monat bei der Pfennigparade in der Hanauer Straße 85A.
Dinge, die weder kaputt sind, noch repariert werden sollen oder müssen, von denen man sich aber aus Platzmangel oder anderen Gründen trennen möchte, sollten ebenfalls nicht gleich in der Tonne landen. Das Motto „Sharing ist Caring“ ist hier angesagt, ganz ähnlich wie bei Lebensmitteln. Auf der Facebook-Plattform „Verschenk’s“, die es auch speziell für München gibt, bietet sich hierfür eine gute Möglichkeit. Der Vorteil: die alten Sachen werden bestenfalls von den Interessenten selbst abgeholt und man muss selbst gar nichts mehr unternehmen. Vielleicht findet der ein oder andere im Gegenzug ja sogar selbst etwas, das er gerne haben möchte und es kommt ein schöner Tausch zustande.
Speziell für Bücher gibt es übrigens auch einige Münchner Bücherschränke, in welche alte Bücher gestellt und aus denen bei Bedarf im Gegenzug andere genommen werden können. Wer immer mal wieder am Nordbad, in der Au oder am Partnachplatz vorbeischneit, muss vielleicht gar kein Geld mehr für das geschriebene literarische Wort ausgeben.
Anders sparen und anders einkaufen
Ohne ein Bankkonto zu leben, kann sich der gewöhnliche Deutsche überhaupt nicht vorstellen – alleine schon des Angestelltenverhältnisses oder der Steuer wegen. Keine Frage, das Konto ist essentiell und wichtig. Wichtig sollte aber eigentlich auch sein, dass jeder Kontobesitzer einen Schimmer davon hat, was die eigene Bank mit seinem Geld eigentlich so anstellt. Oder will man das überhaupt wissen? Besser ist es, auf eine Alternative zurückzugreifen, der man einerseits das eigene Geld anvertrauen kann, die andererseits aber auch offenlegt, was mit dem Geld passiert. Oder noch besser, die den Kunden die Möglichkeit gibt, mitzubestimmen, in was das Geld angelegt wird. In der Nähe der Eisbachwelle in der Bruderstraße beispielsweise findet sich eine solche Bank, die GLS Bank, bei der zum Beispiel die Möglichkeit besteht, das Geld in nachhaltige Bauprojekte, ökologischere Landwirtschaft, regenerative Energien oder etwa Einrichtungen für Behinderte zu investieren. Mit einem einfachen Wechsel zu einer solchen Bank verschwinden oftmals schon die moralischen Zweifel, die man hin und wieder bei einigen großen Banken hat.
Wer sich von seinem Ersparten hin und wieder einmal etwas gönnen möchte und sich sagt, manchmal muss „neu“ auch einfach sein, der kann ja zumindest darauf achten, ökologisch wertvoll zu shoppen. Ein neues aufregendes Kleidungsstück kann heutzutage nämlich tatsächlich nachhaltig produziert sein – das Klischee, umweltfreundliche Mode gäbe es nur in Form von hässlichen und kratzigen Kartoffelsäcken ist längst überholt. Denn jenseits von Filz-Ästhetik und Pluderhosen gibt es in Münchens Innenstadt so einige Läden, in denen es sich grün und guten Gewissens shoppen lässt. Dazu gehören beispielsweise Glore, Iki M. oder Dear Goods. Und wer gerade nicht in München unterwegs ist, kann bei allen drei Shops auch einfach ganz bequem online bestellen.