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Trauer um den «Alten» - Rolf Schimpf ist tot
Rund 20 Jahre lang war Rolf Schimpf «Der Alte». Bis ins hohe Alter ging er als Hauptkommissar Leo Kress für das ZDF auf Verbrecherjagd in München. 2007 hörte er auf. Der Grund: der wachsende Altersunterschied zwischen der Rolle und ihm selbst. «Wenn man 82 ist, hat man Hemmungen zu behaupten, man wäre 65 und sei kurz vor der Rente», hatte er damals seinen Ausstieg erklärt. Danach wurde es ruhig um den gebürtigen Berliner, der vor Jahrzehnten mit seiner Frau, der Schauspielerin Ilse Zielstorff, nach München gezogen war. Nun ist Schimpf am Samstag im Alter von 100 Jahren gestorben, fast 10 Jahre nach seiner Frau, wie sein guter Freund Detlef Vetten sagte.
100. Geburtstag mit Marzipan-Eins
Seinen 100. Geburtstag am 14. November hatte Schimpf noch gefeiert - im kleinen Kreis mit gutem Essen, Weißwürsten und alkoholfreiem Weißbier. Und ganz wichtig: einer Sachertorte, mit Schokolade und verziert mit der Zahl 100 aus rotem Marzipan. Eine Versuchung, der der Schauspieler nicht widerstehen konnte, wie Vetten damals berichtete: «Da hatte er die 1 schon in der Hand und hat sie angebissen!», erzählt Vetten.
Echte Mordfälle lösen?
Auch mit 100 war Schimpf für seine Fans immer noch «Der Alte», so sehr war er mit der Rolle verbunden. Was hat das mit ihm gemacht? «Wenn einer einen Revolver in der Hand hat und redet von einer Pistole, dann reißt es mich», sagte Schimpf mal. In seine Ermittler-Erfahrung habe er so großes Vertrauen, dass er sich zweifellos zutrauen würde, auch im echten Leben einen Mord zu lösen, meinte er einmal, wenn auch eher im Scherz. Dabei hatte Schimpf im Laufe der Jahrzehnte in der Tat einiges über die Polizeiarbeit gelernt. «Ich stelle mir einfach vor, ich wäre tatsächlich Kriminalbeamter, ohne natürlich gleich zu beamtenhaft zu wirken», beschrieb er seine Einstellung zu der Rolle in der auch international erfolgreichen Krimiserie.
Altmodisch, verschmitzt und diszipliniert
Eine wichtige Eigenschaft für die Polizeiarbeit brachte Schimpf bereits mit, wie Kollegen sagen. «Ich habe ihn bewundert, wie er in seinem Alter durchgehalten hat, mit welcher eiserner Disziplin er sich durch Tage gekämpft hat, wenn es ihm mal nicht so gut ging», erinnerte sich Pierre Sanoussi-Bliss. In der Serie hatte er als Ermittler Axel Richter gut zehn Jahre lang neben Schimpf gespielt und auch den verschmitzten Charme des Älteren zu schätzen gelernt. Anlässlich des runden Geburtstages im November lobte er: «Rolf war als Kollege wirklich allererste Sahne».
Als Schimpf 1986 als «Der Alte» anfing, hatte er bereits reichlich Schauspielerfahrung gesammelt. Seit den 1950er Jahren stand er auf der Bühne und vor der Kamera. In der ARD-Krimireihe «Tatort» spielte er ebenso mit wie in fast 50 Folgen der Krimi-Serie «SOKO 5113». Viel zu verdanken hatte er dem Münchner Produzenten Helmut Ringelmann, der das Unterhaltungsfernsehen mit Erfolgsformaten wie «Derrick» oder «Der Kommissar» geprägt hatte. 1984 holte er Schimpf für die Drama-Serie «Mensch Bachmann», die Samstagabend im ZDF lief.
Die Rolle seines Lebens
1986 folgte dann die Rolle, die der Schauspieler wie kaum ein anderer prägen sollte. In der Rolle des Hauptkommissars Leo Kress beerbte er als «Der Alte» den äußerst populären Siegfried Lowitz alias Erwin Köster - und blieb der Kultserie rund 20 Jahre treu. Sie machte ihn weltweit bekannt, von Italien oder Frankreich bis nach Abu Dhabi, Brasilien und Südafrika.
Dabei hatte Schimpf die Schauspielerei eigentlich nur zufällig gewählt. Eigentlich wollte er Arzt werden, bekam aber nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Studienplatz. Also versuchte er es mit den Forstwissenschaften, schließlich liebte er es, zu angeln und auf die Jagd zu gehen. Doch die Leidenschaft für seine Hobbys reichte nicht aus, um ihn für das Studium zu begeistern. Es sei ihm als zu anstrengend und zu lang erschienen, erinnerte sich Schimpf. Am Ende landete er beim Theater und wurde Schauspieler. «Da war's dann gelaufen, da wusste ich dann, wo ich hingehöre!»
Trauer, Umzug und das Glück des Ruhms
In seinen letzten Lebensjahren wurde es ruhig um Schimpf. 2010 war er mit seiner Gattin in eine noble Seniorenresidenz in München umgezogen. Fünf Jahre sollten ihnen noch bleiben, das Leben dort entspannt zu genießen. 2015 starb Ilse Zielstorff. Für Schimpf ein schwerer Schlag, nach fast 50 glücklichen Jahren. «Ich beiße noch daran herum. Es ist schwer, allein zu sein», verriet er der «Bild»-Zeitung ein Jahr nach ihrem Tod. 2023 dann eine schwere Entscheidung für den damals 99-Jährigen: Schimpf musste seine Zweizimmerwohnung in der Seniorenresidenz aufgeben, aus finanziellen Gründen, wie sein Betreuer damals sagte.
Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Schauspieler, der bei seinen Auftritten stets liebenswert und feinsinnig wirkte. Trotz seines Erfolgs blieb Schimpf stets bescheiden. «Berühmtheit ist reine Glückssache. Man muss versuchen, anständige Arbeit abzuliefern», sagte er mal auf die Frage, was er jungen Schauspielern raten würde. «Wenn man Glück hat, kommt eine schöne Aufgabe auf einen zu. Dann muss man allerdings auch zupacken. Ich habe es getan und bin heute zufrieden.»